2011-09-21

geld und wodka

Er gab mir Geld. ich fühlte mich unwohl. Das für mich unerwartete und angehme Geld machten mich trotz aller wiederstrebender innerer Anstrengungen auf erniedrigende Weise nachgiebig gegen ihn. Ich lauschte mit übertriebener Aufmerksamkeit seinen Erzählungen, die mich gar nicht interessierten, ich mühte mich, ihm Platz zu lassen, weil er ständig zu mir herüberrutschte, während ich mich innerlich dagegen wehrte und mich gleichzeitig dieser laschen Notwendigkeit unterwarf, die nicht nur aus meinem Willen kam, sondern diesem rundheraus entgegenstand, und ich fühlte mit erniedrigender Deutlichkeit, dass ich ihm gegenüber immer mehr diese spöttische Unabhängigkeit verlor, das Gesicht meines Ichs, eben welchem er allerdings das Geld gegeben hatte. Ich fühlte auch, dass dieses Gesicht, das wahre, irgendwo in mir war, schrecklich nah, und dass ich es wiedererlangen würde, sobald ich mich losgemacht hätte - nicht von dem Geld, denn ich brauchte es -, sondern von seiner Gegenwart.
Aber es war nicht möglich zu gehen.
Ich nahm einen seiner banalen Witze zum Vorwand, auf so abstossende Weise darüber zu lachen, dass ich mir gerne und mit Vergnügen selbst aufs Maul geschlagen hätte, und ich stopfte mir das Geld in die Tasche, ganz so als ob ich es gestohlen hätte.
Wir tranken Wodka. Ich trank Wodka, weil Unmässigkeit als ein Element von Verwegenheit angesehen wird und um zu beweisen - man weis nicht wem und wozu -, dass man mehr trinken und klarer bleiben konnte als die anderen.
Während ich mich schon schrecklich schlecht fühlte und mir jede Bewegung befehlen und dann erst mit äußerster Konzentration ausführen musste - bemerkte ich wie einen angenehmen Sieg den Moment, als er, der ein Glas trank, nachdem er unzählige in sich eingegossen hat, ohne zu schlucken, erbleichte und, seinen Kopf mit einer Hand stützend, übergab.